Die Geschichte des Uelzer Wochenmarktes
Liebe Leser, wir wünschen uns, dass auf diesen Seiten einmal eine vollständige Chronik des Wochenmarktes in Uelzen zu finden sein wird. Der Arbeitsaufwand, diese zusammen zu stellen, ist enorm, vielleicht sogar eine Lebensaufgabe. Die Geschichte des Wochenmarktes reicht weit über 100 Jahre zurück, wenn es ihn nicht sogar schon vor 200 Jahren gab. Wir stellen Ihnen hier den Anfang einer Chronik in Buchform, welche uns freundlicher Weise zur Verfügung gestellt wurde, vor. Diese Chronik wurde in den Jahren vor 1982 zusammengestellt und im Jahr 1982 als Buch gebunden.
Maßgeblich an der Erstellung der Chronik beteiligt waren Elke Treig (Idee und Materialsammlung), Kurt Tegler (Reproduktionen der Bilder), Harry Sommerfeld (Ledereinband), Peter Carstens (Büttenpapierumschlag und Einbandentwurf), Kurt Beck (grafische Gestaltung), Wolfgang Mocek (Archivunterlagen) und Günther Bismark (Archivunterlagen). Die Allgemeine Zeitung stellte die Archivunterlagen, das Stadtbauamt Uelzen einen Plan der alten Markthalle zur Verfügung.
Der Wochenmarkt Uelzen
Seit Jahrhunderten spielte sich das Marktleben von Uelzen im Stadtkern vor dem alten Rathaus ab, auf der Kreuzung Gudesstraße, Veerßer Straße, Lüneburger Straße. Die Bardowicker Händler hatten ihre Stände Töbings-Ecke, Veerßer Straße/Gudesstraße bis Uhrmacher Fleig, heute Brillen/Augenoptik Helbing.
Die bäuerlichen Stände befanden sich auf der gegenüberliedenden Straßenseite, früher Liebsch bis Uhrmacher Höber, heute Stoffhaus Jauch. Der erste Fischstand „Böttcher“ stand seit 1895 an der Lüneburger Straße, Ecke Gudesstraße (heute Deutsche Bank). Daneben war bis 1895 mit Obst, Gemüse und Südfrüchten der Stand der Schwester Maria Behrens zu finden. Auch private Leute wie zum Beispiel Kleingärtner verkauften ihren Überschuss an Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt. Bauern verkauften ihre selbst gemachte Butter, Eier, Geflügel, Gemüse, Kartoffeln und Obst. Vor dem Rathaus stand von 1900 bis 1924 der Apfelsinen-Schmidt aus Uelzen mit einem überdachten, großen Verkaufswagen. Er stand dort nicht nur an den Wochenmarkttagen, sondern war jeden Tag vor Ort.
Die Wochenmarktbeschicker verkauften früher ausschließlich landwirtschaftliche Produkte und waren deren Erzeuger. Es gab damals aber auch schon Händler für Fisch und Südfrüchte. Die Uelzener Kaufleute überwachten die Marktbeschicker, damit keine Konkurrenz auf dem Wochenmarkt verkaufte. Es gab auch schon damals eine Standordnung. Jeder hatte seinen zugewiesenen Standplatz. Ab 1945 wurde dann bis 1954 nach dem Bau des Kreishauses der Herzogenplatz in der Veerßer Straße als Wochenmarktplatz benutzt. Im Anschluss daran wurde die Marktzone hinter das Kreishaus verlegt, bis der Wochenmarkt 2008 wieder an den historischen Standort zurückgekehrt ist.
Fischhändler mussten früher etwas abseits ihre Waren verkaufen, des Geruches wegen. Die Fleischer durften nicht in der Sonne stehen, um das Fleisch vor dem Verderben zu schützen. Die Stadt Uelzen setzte Aufsichtspersonen ein, die für die Belange der Wochenmarktbeschicker zuständig waren und auch Standgeld einzogen. – Das waren die sogenannten Marktmeister. Auch heute noch wird ein Marktmeister eingesetzt. Auch hatten die Wochenmarktbeschicker ihre Gasthäuser mit Ausspann, in dem für ihre Pferde und für ihr eigenes leibliches Wohl gesorgt wurde. Mit Pferd und Wagen bis zum Ziel erforderte oft Stunden-, manchmal sogar Tagesreisen. Von 1880 bis 1949 gab es eine Bardowickerstube in Uelzen. Diese war nur den Bardowicker Marktbeschickern vorbehalten. In der Achterstaße war es das „Rohrs – Hotel 5-7“, die Inhaber waren Frau Rosin, Frau Meyer, Herr Schröder und Herr Gade. Die Bardowicker blieben oft von Mittwoch bis Samstag in Uelzen, da sie nur mit Sämereien handelten und eine gute Beziehung zu den Uelzenern Kaufleuten pflegten. Erst in späteren Jahren, so etwa um 1924, fingen sie an, auch mit Frischgemüse zu handeln.
Das Gemüse wurde per Bahn aufgegeben und dann von Firma König, die als Spedition bereits seit 1886 tätig ist, per Pferdegespann als Stückgut vom Uelzer Bahnhof abgeholt. Ab 1939 waren die Bardowicker dann selbst motorisiert. Oftmals kamen die Bardowicker Händler mit der Bahn angereist und hatten große Tragekörbe bei sich. Auch dann transportierte sie die Spedition König zum Wochenmarkt.
Was das Standgeld betrifft, so musste beispielsweise der Bardowicker H. Schröder zu damaligen Zeiten für seinen Stand in der Gudesstraße bei Fleig 0,60 Mark bezahlen. In der Viehmarkthalle kostete der Stand 1,00 Mark, aber diese Stände brauchten nicht abgebaut zu werden – es sei denn, der Platz wurde für einen Viehmarkt gebraucht. Abgewogen wurden die Waren damals nach Litermaß. Das waren kleine Holzfässer von ein bis fünf Litern, die geeicht sein mussten. Den guten Kunden gab man noch eine Handvoll dazu.